Schlagzeug kaufen...
Obwohl aus heutigen Musikproduktionen das Schlagzeug aus dem
Computer längst nicht mehr wegzudenken ist und Drum Computer
nicht mehr die Exoten der 80er-Jahre-Hits sind, erfreut sich das
Schlagzeug in seiner akustischen Form nach wie vor großer
Beliebtheit. Wenn ich in meiner Musikklasse frage, wer welches
Bandinstrument spielen möchte, kann ich mich vor Interessenten
für das Schlagzeug kaum retten. Nur die E-Gitarre kann noch
mit den Drums konkurrieren. Woran liegt dieses große
Interesse der Schüler?
Die Antwort ist ganz einfach: Das Schlagzeug sorgt für den
Groove, für den Beat – also für das, was
die Pop-Musik in erster Linie ausmacht. Außerdem sieht es
für die Schüler zunächst ganz einfach aus,
Schlagzeug zu spielen. Sticks in die Hand nehmen und auf die Trommeln
hauen – fertig. Dass es ganz so einfach dann doch nicht ist,
stellen die Schülerinnen und Schüler dann meistens
bei den ersten Gehversuchen mit einem einfachen Grundrhythmus aus Bass
Drum und Snare fest. Doch beginnen wir mit etwas Instrumentenkunde
…
Das Schlagzeug – ein Multi-Instrument
Das Schlagzeug besteht genau genommen aus verschiedenen Instrumenten, deren Einzelrhythmen sich beim Schlagzeugspiel zu einem Gesamt-Rhythmus ergänzen. Ein Standard Drum-Set besteht aus
Bass Drum, Snare und Toms sind mit Fellen bespannt und gehören somit zu den Membranophonen (Fellklinger), die Becken zu den Idiophonen (Selbstklinger). Gespielt wird das Drum-Set mit Sticks aus Holz.
Hardware
Um die Becken und die Hi-Hat aufzuhängen, benötigt der
Schlagzeuger spezielle Stative: die Hardware. Viele Einsteiger-Sets
kommen mit sehr billiger Hardware daher, die für einen
längeren Gebrauch und damit auch für den Schulalltag
ungeeignet ist. Deshalb ist hier unbedingt auf taugliche Stative zu
achten. Gute Stative sind doppelt verstrebt, die Gewinde
leichtgängig und die Flügelschrauben robust und von hoher
Qualität.
Akustisch oder elektronisch, das ist hier die Frage …
Wer vor der Entscheidung steht, ein Schlagzeug anzuschaffen,
wird sich früher oder später sicher die Frage
stellen, ob ein elektronisches Schlagzeug nicht eine Alternative
wäre. Es gibt einige Argumente, die dafür sprechen:
– regelbare
Lautstärke
– kein Stimmen
notwendig
– viele unterschiedliche und
moderne Sounds auf Knopfdruck abrufbar
–
Kopfhörer-Anschluss
– kein teurer
Verschleiß von Fellen oder Becken
Je nach Schulsituation können die oben genannten Punkte
Argumente gegen den Kauf eines akustischen Schlagzeugs sein. Gerade
dann, wenn der Musikraum nicht genügend schallisoliert ist
oder eine schlechte Akustik hat, bietet sich der Kauf eines E-Drums an.
E-Drums sind oftmals sogar günstiger, weil der Kauf der teuren
Hardware entfällt. Ein großer Nachteil der E-Drums
ist das Spielgefühl: Der Stick schlägt in der Regel
auf eine harte Gummi-Fläche, die wenig federt. Eine Ausnahme
bilden Pads, die mit Fellen bespannt sind. Hier wird ein authentisches
Spielgefühl erzeugt, und es ist auch ein längeres
Spiel ohne schmerzende Handgelenke möglich. Bei der
Entscheidung ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein
akustisches Schlagzeug auf Schüler immer einen besonderen Reiz
ausübt und für ein elektronisches Schlagzeug
natürlich stets auch ein entsprechender Verstärker
benö¬tigt wird. Dennoch klingt ein akustisches
Schlagzeug immer dann besonders gut, wenn die Akustik der Umgebung
stimmt. Und genau das ist in vielen Musikräumen nach wie vor
ein großes Problem. Profis setzen übrigens oft auf
eine Mischung aus E-Drum und Natur-Becken. Gerade Becken und Hi-Hat
klingen akustisch immer besser als die digitale Variante. Entscheidet
man sich für die akustische Variante, sollte bei der Auswahl
der Sets insbesondere auf die Hardware geachtet werden. Oftmals steht
in den Angeboten im Kleingedruckten, dass die abgebildete Hardware und
Becken nicht inklusive sind. Bei Komplett-Angeboten ist unbedingt
darauf zu achten, dass die Hardware hochwertig ist. Gute Hardware und
gute Becken übersteigen schnell den Preis der Kessel und Felle
bei weitem! Verzichten Sie im Zweifelsfall lieber auf das Ride-Becken
und den dazugehörigen Ständer. Für den
Schulunterricht reichen Crash-Becken und Hi-Hat vollkommen aus.
Aufbau des Drum-Sets
Generell gibt es keine festen Regeln beim Aufbau des Sets.
Jeder Schlagzeuger hat andere Vorlieben, was die Positionierung und
Ausrichtung der Trommeln und Becken angeht. Linkshänder wie z.
B. PHIL COLLINS bauen ihr Schlagzeug oft komplett anders auf als
Rechtshänder. Die einzige Regel, die beherzigt werden muss,
ist, dass alle Trommeln und Becken gut erreichbar sind. Becken-Stative
mit Galgen ermöglichen eine angenehmere Positionierung der
Becken. Die Becken dürfen die Trommeln nicht
berühren, und ein versehentliches Schlagen auf die Becken beim
Spielen der Toms kann auch durch eine geschickte Aufstellung der
Stative verhindert werden. Die Hi-Hat steht links vom Spieler, die
Snare links der Bass Drum. Das Standtom rechts von der Bass Drum. Die
Kessel von Hi- und Mid-Tom befinden sich oberhalb der Bass-Drum und
werden leicht in Richtung des Spielers geneigt. Das Crash-Becken
hängt links oberhalb des Hi-Toms auf Kopfhöhe des
Spielers, das Ride-Becken rechts vom Spieler über dem
Stand-Tom. Ein gut in der Höhe zu verstellender Drum-Hocker
gehört zum Inventar des Schlagzeugs. Damit die Bass Drum und
die Hardware beim Spielen nicht verrutschen, ist es von Vorteil, das
Drum Set auf einem alten Teppich aufzubauen, der als Unterlage genutzt
wird. Eine Größe von 4 m2 sollte ausreichend sein.
Aller Anfang ist schwer …
Bevor es ans Set geht, ist das Klären der Nomenklatur
des Schlagzeugs wichtig, um eine gemeinsame Basis für die
weitere Verständigung zu schaffen. Dazu bietet es sich an, die
Schüler ein Schlagzeug in ihr Heft malen und beschriften zu
lassen. Das Schlagzeug stellt sehr hohe Anforderungen an die
Schüler, was Koordination und Unabhängigkeit der
Körperbewegungen angeht. Damit die erste Begegnung mit dem
Schlagzeug nicht frustrierend wird, kann man jede Stunde mit einem
Warm-up beginnen:
– Klatschen auf den
Zählzeiten 2 und 4
– Stampfen mit dem rechten
Fuß auf Vierteln, Klatschen auf Zählzeiten 2 und 4
– Stampfen mit dem rechten
Fuß auf 1 und 3, Klatschen auf Zählzeiten 2 und 4
– Schlagt nun mit der rechten
Hand gegen die Brust (Hi-Hat), mit der linken Hand auf den Oberschenkel
des rechten (!) Beins (Snare) und stampft mit dem rechten Fuß
(Bass Drum). Spielt nun so einen einfachen Rhythmus: Hi-Hat auf
Vierteln, Bass Drum wie gehabt auf den Zählzeiten 1 und 3, die
Snare auf den Zählzeiten 2 und 4.
Es ist von Vorteil, wenn alle Schüler während des
Warm-up laut mitzählen! Sie werden feststellen, dass die
genannten Warm-ups den Schülern bereits große
Konzentration abverlangen. Machen Sie deshalb zwischen den
Übungen eine kurze Pause, lassen Sie Arme und Beine
ausschütteln, und weiter geht‘s!
Nun geht es ans Set, und der erste, einfache Rhythmus wird gespielt
(Notenbeispiel 1a). Bauen Sie die Rhythmen nach und nach aus.
Üben Sie immer von der einfachsten zur komplexesten Variante.
Wenn nur ein Schlagzeug zum Üben zur Verfügung steht,
ist Gruppenarbeit angesagt: Immer drei Schüler gehen zusammen
ans Set. Das Set wird so aufgebaut, dass ein Schüler
zunächst die Bass Drum spielen kann, ein Schüler die
Snare und ein weiterer die Hi-Hat. So kann sich jeder zunächst
auf sein Instrument konzentrieren und ein Gefühl für
den Zusammenklang der einzelnen Rhythmusinstrumente bekommen. Im
nächsten Schritt spielt ein Schüler Bass Drum und
Snare, ein anderer dazu die Hi-Hat. Im letzten Schritt nun spielen die
Schüler alle drei Rhythmusinstrumente zusammen. Der Rest der
Klasse ist ebenfalls beschäftigt und übt wie oben
beschrieben die Rhythmen per Bodypercussion. Das macht Spaß
und kann auch an jedem beliebigen Ort geschehen (auf dem Schulhof,
zuhause, in der Bahn, im Bus …).
Fazit: Schlagzeugspielen macht Spaß, schult die Koordination
und das Rhythmusgefühl und kann auch bei unruhigen Klassen
immer wieder als „Eisbrecher“ eingesetzt werden.
Schon einmal mit einer Klasse „We Will Rock You“
gesungen? Ein Schüler ans Schlagzeug, der Rest stampft und
trommelt mit den Händen auf den Tischen … das
Klassenzimmer bebt, und ich bin mir sehr sicher, dass der Text, den die
Schüler singen, lauten wird: „Wie, wo, was
weiß OBI!“.